Distressed M&A: Welche arbeitsrechtlichen Chancen und Risiken birgt der Einstieg von Investoren aus China?

 Mehr chinesische Unternehmenskäufe erwartet - Was Mittelständler jetzt wissen müssen.

Distressed M&A: Welche arbeitsrechtlichen Chancen und Risiken birgt der Einstieg von Investoren aus China?

Unternehmen in wirtschaftlicher Schieflage setzen zur Rettung oft auf chinesische Investoren. Dann taucht auch die Frage auf, welche Maßnahmen chinesische Investoren ergreifen würden, um die Krise zu bewältigen - zum Beispiel Personalverschlankung?

Die Corona-Krise hat bisher nicht zu einem vermehrten Einstieg von Investoren aus dem Reich der Mitte geführt. Die Sorge vor einem Technologietransfer durch einen Erwerb finanziell in Not geratener, aber innovativer Unternehmen erwies sich als unbegründet. Stattdessen war das Transaktionsvolumen 2020 so niedrig wie seit Jahren nicht. Ein Grund dafür ist die strengere Investitionskontrolle gemäß EU-Screening-Verordnung. Außerdem wurde das Außenwirtschaftsgesetz novelliert und die Außenwirtschaftsverordnung geändert.

Bis dato gute Erfahrungen

Vielen Vorbehalten zum Trotz haben Unternehmen mit chinesischen Eigentümern in der Regel gute Erfahrungen gemacht. Die Angst vor dem Einfluss der chinesischen Staatsregierung ist meist unbegründet: 78 Prozent der Übernahmen seit 2011 haben private chinesische Investoren getätigt, so die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Obwohl das deutsche Arbeitsrecht bei Firmenkäufern als unflexible und altmodisch gelten könnte, wird oft massiv vor Ort investiert, um Wachstum zu generieren. Nur sehr selten wurden Unternehmen geschlossen. Häufig vereinbart man Standort- und Beschäftigungssicherungen und die Unternehmen bleiben operativ weitgehend selbständig.

Experten erwarten wieder mehr Beteiligungen

Aufrgrund des am 30.12.2020 abgeschlossenen EU-China Comprehensive Agreement on Investment rechnen Experten in Zukunft wieder vermehrt mit chinesischen Beteiligungen. Die Art der bisherigen Beteiligungen spricht für ein umfassendes Engagement: Nach der oben erwähnten Studie kauften bei 173 von 243 Übernahmen chinesische Unternehmen die kompletten Anteile an der deutschen Gesellschaft. Das lehrt auch ein Blick zurück: Nach Ende der Finanzkrise 2008/2009 sind Investoren aus China ebenfalls vermehrt in kriselnde Unternehmen in Deutschland eingestiegen.

Für die Mittelständler bleiben chinesische Investoren nach wie vor interessante Partner. Unternehmen sollten die aktuelle Entwicklung verfolgen, wenn sie eine chinesische Beteiligung prüfen, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzumildern. Das gilt insbesondere für Familienunternehmen, die traditionell die unternehmerische Freiheit bewahren und Arbeitsplätze sichern wollen, weil sie in der Region verwurzelt und ihren Mitarbeitern besonders verbunden sind.